Wie alles begann

Wie so viele habe ich als Kind stricken gelernt. Allerdings weiß ich tatsächlich nicht mehr so genau wann und von wem. Keine verklärte Erinnerung an eine strickende Oma mit Katze auf dem Schoß – schade. Vermutlich hat es mir meine Mama beigebracht, die mich schon als Kleinkind in den späten 70ern in selbstgestrickte Kleidchen gesteckt hat – die übrigens später dann in den Besitz meiner Puppen übergangen sind.

Ich – ziemlich begeistert – im selbstgestrickten Schlafsack.

Was ich noch weiß, ist, dass wir in der Grundschule einen Teddybären gestrickt haben. Damals konnte ich wohl schon stricken, weil  ich mich erinnere, dass ich den Jungs in meiner Klasse geholfen haben, die Stricken natürlich damals maximal uncool fanden. Meine Liebe zu den Figuren ist gelieben. Als Teenager habe ich unzählige Teddys, Clowns, Hexen, Vögelchen und Kraken gestrickt.

Jojo, der Clown mit seinem größten Fan.

Später auch Pullis. Norweger-Pulli waren in den 90ern total angesagt – ich war dabei! In Zeiten vor Ravelry und Online-Shops war die Auswahl natürlich begrenzt – an Wolle, an Nadeln, an Anleitungen. Meistens gabs Polywolle aus dem einzigen Wollgeschäft in der Stadt und dazu graue Metallnadeln mit einem störrischen Plastikseil. Ihr könnt euch bestimmt erinnern! Trotzdem war es einfach toll! Anleitungen konnte man am Zeitschriftenkiosk kaufen. Ganz beeindruckt war ich natürlich, dass es eine Strickzeitschrift mit meinem Namen gab: Verena! Aber wie es oft so kommt: Irgendwann war es vorbei mit der Stricklust – eigentlich weiß ich gar nicht mehr so recht warum. Und ich habe viele Jahre nicht gestrickt.

Und dann war alles anders

Vor 15 Jahren hat sich mein Leben verändert: Diagnose Rheuma. Besonders betroffen waren Handgelenke und Finger. Mein bis dahin größtes Hobby, die Musik (Akkordeon und Klavier), wurde immer schwieriger. Ich hab mich durchgekämpft, noch einige Jahre. Aber dann war´s zu schwierig, zu frustrierend und ich hab mich entschieden, ganz furchtbar schweren Herzens: Ich höre auf. Das, was mich bis dahin fast 30 Jahre meines Lebens begleitet hatte, meine Freude, mein Seelentröster war, fehlte auf einmal. Damals habe ich nochmal einen Versuch gestartet und zu den Stricknadeln gegriffen, aber auch hier: schmerzende Finger, riesen Frust. Das Loch war ganz schön groß und schwarz.

Stricken ist mein Yoga

Dann vor ungefähr 5 Jahren war das Thema plötzlich wieder da: Eine Kollegin im Büro hat angefangen zu stricken. Plötzlich waren da ganz coole Garne und Anleitungen und: Ravelry! Ich war fasziniert. Aber die Finger? Wenn es nochmal schiefgeht? Kann ich nochmal eine Niederlage verkraften? Aber ich war so neugierig. Ich wollte es probieren – unbedingt! Und ich habe es probiert: Und da war es wieder, dieses vertraute Gefühl, die Euphorie, neue Projekte anzuschlagen, das Glückgefühl, wenn man etwas wirklich Tolles geschaffen hat. Am Anfang ging´s langsam und vorsichtig, mit ganz vielen Pausen. Und dann immer besser. Die Rheumatologin war skeptisch – ist das gut für die Gelenke? Unbedingt! Und es ist gut für die Seele! Meine Therapie, mein Yoga, meine Motivation, meine Bestätigung. Es gibt sie, die Tage, an denen nichts geht, an denen die Finger nicht wollen, das Handgelenk schmerzt, die Schulter nicht mitmacht. Aber es sind Gott sei Dank wenige. Und an den restlichen Tagen bin ich eine ganz „normale“ Wollverrückte, die nie genug bekommt und die ihr Hobby liebt.

Und damit schließt sich der Kreis: Braucht die Welt noch einen Strick-Blog? JA! Denn man kann einfach nicht genug davon erzählen, was für ein GROSSARTIGES Hobby das Stricken ist!

Ich freue mich darauf, meine Begeisterung in Zukunft mit euch zu teilen und wünsche euch ganz viel Spaß mit dem nächsten Strick-Blog, den die Welt eben doch braucht 🙂

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